Liebe Wanderer zwischen den Welten,
Die Stimme zitterte leicht, als ich gestern Abend die ersten Seiten meines Buches vorlas. Auf dem Bildschirm erschienen eure Namen, einer nach dem anderen. Kommentare blinkten auf, Fragen folgten später. In diesem Moment vergaß ich kurz die Widrigkeiten des Tages.
Und davon gab es einige:
- 🎥 Die Kamera streikte mitten in den Vorbereitungen
- 🎙️ Das Mikrofon gab ohne Vorwarnung den Geist auf
- 🎨 Die Farbeinstellungen verweigerten jede Anpassung
- 🧃 Die Streaming-Software löschte mein mühsam eingerichtetes Setup
- 🦷 Und seit dem Morgen pochte ein hartnäckiger Zahnschmerz, der selbst jetzt, am Samstagabend, nicht nachgeben will
Doch während ich las, verblasste all das. Der Bildschirm vor mir wurde zum Fenster zwischen unseren Welten. Jeder Kommentar, jedes Emoji, jedes Wort von euch bildete eine Brücke. Plötzlich war ich nicht mehr allein in meinem Arbeitszimmer, umgeben von technischen Problemen und Schmerztabletten. Ihr wart da, hörtet zu, erlebtet mit mir die ersten Schritte dieser Geschichte.
Und das hat mich tief berührt.
Eure Anwesenheit verwandelte meine Ängste in Entschlossenheit. Ihr habt zugehört, als ich die ersten Seiten meiner Geschichte zum Leben erweckte. Plötzlich war sie nicht mehr nur in meinem Kopf, sondern real, lebendig, in euren Gedanken.
Die letzten zwei Tage blieb mein Manuskript unberührt. Stattdessen verbrachte ich Stunden mit Tabellen und Zahlen, die sich vor mir ausbreiteten wie eine Landkarte zu unbekannten Territorien. Die Frage, die mich umtrieb: Ist diese Buchreihe realistisch umsetzbar? Kann ich diesen Weg gehen, ohne mich zu verirren?
Die Antwort ist zwiespältig: Es wird schwer werden, mit dieser Buchreihe – zwei geplanten Trilogien – keinen Verlust zu machen. Davon leben? Schlicht unrealistisch. Die Zahlen zeigen: Selbst mit sehr ambitionierten Verkaufszahlen für einen Debüt-Autor gehe ich erst in einigen Jahren ins Plus. Und das funktioniert nur mit einer starken Community, mit Menschen, die mit mir zusammen für diese Geschichte brennen. Mitstreitern, die als Herolde durchs Land traben und anderen von dieser Geschichte und ihren Protagonisten erzählen. Mit euch als Botschafter dieser Welt, die andere in den Bann ziehen.
Trotzdem ist die Entscheidung klar: Ich will das. Mit allem, was ich habe.
Es ist 2:41 Uhr. Das Display meines Handys leuchtet blau in der Dunkelheit. Die Augen brennen vom langen Wachsein, und doch kreisen die Gedanken noch immer um das nächste Kapitel. Draußen ist alles still, nur das gelegentliche Rascheln der Blätter im Nachtwind dringt durch das gekippte Fenster. Die perfekte Zeit zum Schreiben – wäre da nicht die Erschöpfung, die langsam die Oberhand gewinnt.
Eigentlich bin ich mit dem Buch schon einmal bis zum Ende durchgegangen. Was jetzt ansteht, ist eine massive Umstrukturierung. Part 1 erstreckte sich ursprünglich über satte 60 bis 65 Prozent des Buches mit 16 Kapiteln. Jetzt arbeite ich daran, diesen ersten Teil auf 10 Kapitel zu kürzen und auf 35 bis 40 Prozent zu reduzieren – was mir nicht ganz gelingen wird, denn zu viele kleine Goldstücke im Text will ich nicht verlieren. Es soll sich auch nicht anfühlen wie zwei Bücher in einem. Aus den 16 Kapiteln sind momentan sieben geworden; zehn sollen es werden und mit dem Halloween-Kapitel enden, bevor Part 2 beginnt.
Was noch spannender ist: Mit diesem Rewriting erweitert sich der potenzielle Markt enorm. Ohne diese Überarbeitung wären wir auf E-Book-Verkäufe beschränkt; ein Print-Release wäre finanziell nicht machbar. Deshalb haben Toni, Basti und ich entschieden: Wir wechseln von Young Adult mit 14-jährigen Protagonisten und verschneit-weihnachtlicher Atmosphäre zu New Adult mit Dark Fantasy-Elementen und einer kleinen Prise Romantasy. Unsere Figuren altern von 14-15 auf 16-18 Jahre. Das eröffnet uns die Möglichkeit, tiefere Themen anzuschneiden, komplexere Herausforderungen zu setzen und die Handlung expliziter zu gestalten.
Was mich am meisten vorwärts treibt: Nur noch ein paar Tage, dann ist der Anfang überarbeitet. Dann komme ich endlich über das Halloween-Kapitel hinweg und erreiche den Punkt, den ich eigentlich mit meinen Geschichten erreichen wollte. Vorgeplänkel vorbei. Der eigentliche Kern beginnt. Der Ort, an dem alles zusammenkommt und Sinn ergibt. 🎃🖤
In tiefer Dankbarkeit für eure Begleitung auf diesem Weg, Max